Planet Neun: Erdähnlich und mittels Himmelsdurchmusterung aufspürbar? | MDR.DE (2024)

In unserem Sonnensystem könnte es einen weiteren Planeten geben, der weit draußen im Weltall die Umlaufbahnen von einigen Zwergplaneten beeinflusst. Diese Bahnen um die Sonne scheinen nämlich von einem schweren Objekt verändert zu werden, das aber bislang unbekannt ist. Astronomen suchen daher schon eine Weile nach einem neunten Planeten.

Laut einem japanischen Forschungsteam könnte der besagte Planet Neun (P9) viel näher an uns dran sein, als bisher angenommen wurde. Zudem soll er ungefähr die Größe unserer Erde haben – so ihre Hypothese.Für ihre Annahme schaute sich das Forschungsteam die Umlaufbahnen einiger trans-neptunischer Objekte (TNO) an. Das sind Himmelskörper, deren Umlaufbahn außerhalb des Orbits von Neptun liegen. Pluto ist eines dieser Objekte.

Planet Neptun mit seinen Ringen, aufgenommen vom James Webb Teleskop. Die Himmelskörper in unserem Sonnensystem jenseits seiner Umlaufbahn werde trans-neptunische Objekte genannt.Bildrechte: IMAGO / ZUMA Wire

Nun ist 'außerhalb' ein sehr dehnbarer Begriff. Neptun befindet sich etwa 30 astronomische Einheiten (AE) von der Sonne entfernt. Eine astronomische Einheit entspricht dem Abstand zwischen Sonne und Erde, also etwa 149 Millionen Kilometer. Direkt hinter Neptuns Orbit schließt sich der Kuipergürtel an – eine ringförmige, ziemlich flache Region mit etlichen Gesteinskörpern. Schätzungsweise 70.000 Objekte mit einem Durchmesser von mehr als 100 Kilometern sollen sich dort befinden. Der Kuipergürtel erstreckt sich über einen Bereich von 30 bis 50 AE. Einige Umlaufbahnen dieser Objekte hat sich das Forschungsteam genauer angeschaut.

Knapp jenseits des Kuipergürtels: Ist Planet 9 viel näher an uns dran?

Bisher wurde in einigen Studien angenommen, dass sich P9 in einer Entfernung von 400 bis 1.500 AE befinden soll. Das wäre weit außerhalb des Kuipergürtels – irgendwo in der Oort’schen Wolke, deren Ausmaß bis zu einer Entfernung von 100.000 AE reichen soll. Die bisher wahrscheinlichsten Modelle zeigen, dass Planet Neun in einer Entfernung von 700 AE seine Bahnen zieht.

Laut dem japanischen Forschungsteam könnte P9 jedoch auch nur 250 bis 500 AE von der Sonne entfernt sein. Das wäre weit genug entfernt, um den Planeten zu einer dunklen und gefrorenen Welt zu machen. Zudem wäre es kein besonders großer, sondern nur ein etwa erdgroßer Himmelskörper. Seine Masse soll etwas das 1,5- bis Dreifache unserer Erdmasse betragen.

P9 soll außerdem eine Neigung von 30 Grad gegenüber der Ebene des Sonnensystems haben. Das könnte die seltsamen Verhaltensweisen anderer Himmelskörper erklären wie beispielsweise von Sedna. Dieser Zwergplanet besitzt eine Neigung von mehr als 45 Grad und eine ungewöhnliche Umlaufbahn um die Sonne.

Können wir P9 in dieser Entfernung überhaupt entdecken?

Die Arbeit ist allerdings bislang nur eine weitere Theorie zum möglichen Planeten Neun. Aber könnte sie auch überprüft werden? Lässt sich ein solch kleiner, erdgroßer Planet in so einem vergleichsweise großen Abstand zur Erde von uns aus nachweisen? "Ein so kleiner Planet wäre von der Erde aus mit Durchmusterungsteleskopen beobachtbar", erklärt Carolin Liefke vom Haus der Astronomie in Heidelberg gegenüber MDR WISSEN auf Nachfrage. Sie war an der Studie nicht beteiligt.

HinweisDer (in dieser Studie angegeben) Planet 9 unterscheidet sich von dem gesuchten Planet 9 – damals, als Pluto noch nicht als Zwergplanet eingestuft wurde, war es Planet X – aus der gängigen Fachliteratur. Der hypothetische P9 in der Fachliteratur ist viel massereicher und befindet sich vermutlich auf weiter entfernten Bahnen als der beinah erdgroße Planet, den das aktuelle Forschungsteam beschrieben hat.

Falls es den hypothetischen Planeten des japanischen Forschungsteams tatsächlich gibt und er gefunden wird, gilt dieser aufgrund seiner Nähe als nächster und damit neunter Planet. Die Suche nach der möglichen Supererde weit außen im Sonnensystem würde somit wieder als Suche nach Planet X bezeichnet werden.

"Spätestens das Vera-Rubin-Teleskop würde den hypothetischen Planeten Neun – wenn es ihn denn gibt – innerhalb von einem Jahr auffinden", glaubt Liefke. Das Teleskop, das den wissenschaftlichen Namen "Large Synoptic Survey Telescope" (LSST) trägt, soll im März 2025 den Regelbetrieb aufnehmen. Sein Hauptspiegel wird einen Durchmesser von acht Metern haben, die angeschlossene Digitalkamera wird die größte der Welt sein. Noch sind jedoch die finalen Arbeiten an der Anlage nicht abgeschlossen, die sich in 2.682 Metern Höhe auf dem El-Peñón-Gipfel des Cerro Pachón im nördlichen Chile befindet.

Laut Astronomin Liefke könnte der besagte Planet Neun bei dem vorhergesagten Abstand von 250 bis 500 AE unter Optimalbedingungen auch von der derzeitigen Generation von Durchmusterungsteleskopen aufgespürt werden.

Der Vorteil solcher Durchmusterungsverfahren ist, dass nicht nach einem einzelnen Objekt Ausschau gehalten wird, sondern ein Teil des Himmels komplett durchmustert wird. Der vorhergesagte P9 würde somit neben vielen anderen Objekten automatisch erfasst werden. "Letztlich käme es aber darauf an, wie viel Sonnenlicht er reflektiert, und das wiederum liegt an der Beschaffenheit seiner Oberfläche", so Liefke.

Planet Neun: Erdähnlich und mittels Himmelsdurchmusterung aufspürbar? | MDR.DE (2024)

FAQs

Wie wahrscheinlich ist Planet 9? ›

Die Wahrscheinlichkeit einer zufälligen Konstellation liegt nach einer statistischen Analyse von Batygin und Brown bei lediglich 0,007 %.

Was hat es mit dem 9 Planeten auf sich? ›

Es gibt keinen neunten Planeten - jedenfalls derzeit. Vor dem Jahr 2006 lautete die Antwort auf diese Frage einfach: Pluto. Doch nach der Überarbeitung der Planetendefinition durch die Internationale Astronomische Union (IAU) wird Pluto nun nur noch als Zwergplanet betrachtet.

Warum sieht man Planet 9 nicht? ›

Laut dem Wissenschaftsportal Live Science liegt das daran, dass „Planet 9“ „sehr, sehr weit weg“ ist, wie Brown zugibt. Sollte der Planet tatsächlich existieren, würde er in einer Entfernung von etwa 600 astronomischen Einheiten um die Sonne kreisen.

Wo befindet sich der nächste erdähnliche Planet? ›

Proxima Centauri b (kurz auch Proxima b) ist der nach aktuellem Forschungsstand erdnächste erwiesene Exoplanet. Er umkreist den etwa 4,2 Lichtjahre von der Erde entfernten Stern Proxima Centauri innerhalb dessen habitabler Zone und wurde im August 2016 mit der Radialgeschwindigkeitsmethode nachgewiesen.

Ist Planet 9 ein Schwarzes Loch? ›

Auf der Suche nach dem mysteriösen „Planet 9“ - Handelt es sich um ein schwarzes Loch? Trotzdem geben die Vertreter der „Planet 9“-Theorie nicht auf. Man habe „Planet 9“ bisher nicht entdeckt, weil in die Region, in der er sich mutmaßlich aufhält, nur wenig Sonnenlicht dringt, so eine gängige Erklärung.

Auf welchem Planeten ist Leben am wahrscheinlichsten? ›

Optimistische Auslegung
#NameTeq (in K)
0Erde255
1Kepler-452b~ 295
2Kepler-62e~ 298
3Kepler-1652b~ 276
8 more rows

Wie merkt man sich die 9 Planeten? ›

Früher hieß er "Mein Vater erklärt mir jeden Sonntag unsere neun Planeten." Mittlerweile ist Pluto weggefallen und man kann sagen: "Mein Vater erklärt mir jeden Samstag unseren Nachthimmel." – Merkur – Venus – Erde – Mars – Jupiter – Saturn – Uranus – Neptun.

Wie heißt der 10 Planet? ›

Der ehemalige neunte Planet Pluto hat erneut den Kürzeren gezogen: Eris, im Jahr 2005 kurzzeitig als "10. Planet" tituliert, besitzt 27 Prozent mehr Masse als Pluto.

Warum wurde Pluto aus dem Sonnensystem entfernt? ›

Laut IAU ist Pluto technisch gesehen ein „Zwergplanet“, da er „seine Nachbarregion nicht von anderen Objekten befreit“ hat. Das bedeutet, dass Pluto auf seiner Flugbahn noch viele Asteroiden und andere Weltraumgesteinsbrocken hat, anstatt sie im Laufe der Zeit absorbiert zu haben, wie dies bei den größeren Planeten der Fall war.

Warum glauben die Menschen an Planet 9? ›

Planet Neun wurde ursprünglich vorgeschlagen , um die Häufung von Umlaufbahnen über einen Mechanismus zu erklären , der auch die hohen Perihelien von Objekten wie Sedna erklären würde. Die Entwicklung einiger dieser Objekte in senkrechte Umlaufbahnen war unerwartet, stimmte aber mit zuvor beobachteten Objekten überein.

Wie weit ist Planet 9 von der Erde entfernt? ›

Planet Neun soll sich dabei in einer Entfernung von 400 bis 1.500 AE befinden, wobei die am wahrscheinlichsten zutreffenden Modelle von 700 AE ausgehen.

Warum ist der Mond Titan für die Forscher von Interesse? ›

Die Atmosphäre des Titans ist für Forscher von großem Interesse, da auf dem Saturnmond vergleichbare Bedingungen herrschen wie auf der Erde kurz nach ihrer Entstehung. Auch die Oberfläche des Mondes sieht sehr ähnlich aus wie die unserer Erde: Bergketten, Dünen und sogar Seen aus Kohlenwasserstoffen gibt es.

Welcher Planet ist noch bewohnbar? ›

Nach dem Stand der heutigen Wissenschaft gibt es keinen als bewohnbar bestätigten Himmelskörper außerhalb unseres Sonnensystems.

Wie weit ist der nächste bewohnbare Planet weg? ›

Der Planet „Proxima Centauri b“ ist mit einer Entfernung von etwa 4,2 Lichtjahren der Erde am nächsten (Stand: 2024).

Wie viele bewohnbare Planeten gibt es in der Milchstraße? ›

Demnach gibt es in unserer Milchstraße 300 Millionen potenziell bewohnbare Planeten. Der Nasa-Forscher William Borucki gilt als geistiger Vater der Mission „Kepler“.

Wann kommt Planet 9? ›

Brown und Batygin behaupteten, dass weit draußen jenseits der Bahn des Neptuns – bislang unerkannt – ein neunter Planet seine Bahn um die Sonne zieht. Seither ist die Planetenforscherszene in hellem Aufruhr. Im April 2024 haben die beiden nachgelegt, haben weitere Belege für einen Planeten präsentiert.

Warum gibt es keine 9 Planeten mehr? ›

Lange galt Pluto als neunter Planet des Sonnensystems. Doch als Astronomen immer mehr Himmelskörper ähnlicher Größe entdeckten, wurde es eng für ihn. Am 24. August 2006 wurde er zum Zwergplaneten zurückgestuft.

Sind es 8 oder 9 Planeten? ›

Unser Sonnensystem hat 8 Planeten. Die Planeten sind : Merkur,Venus,Erde,Mars,Jupiter,Saturn,Uranus und Neptun.

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