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Wer in diesen Tagen bei einem BMW-Händler nach einem M4 GTS fragt, der erntet wahrscheinlich kaum mehr als ein höhnisches Lachen. Zwar hat die Auslieferung des Wagens erst kürzlich begonnen und der Preis von 142.400 Euro liegt 65.000 Euro über dem normalen Modell.
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Doch kaum hatte BMW den M4 GTS im Herbst 2015 auf der Autoshow in Los Angeles enthüllt, waren die gerade mal 700 Exemplare auch schon verkauft. Leider mal wieder Pech gehabt!
Wer schnell genug war, der kann sich glücklich schätzen. Denn kein anderer BMW mit Straßenzulassung kommt einem Rennwagen aktuell so nahe wie diese Sonderserie, mit der die Bayern den 30. Geburtstag des M3 feiern.
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„Wir sind an die Grenzen dessen gegangen, was uns die Straßenverkehrsordnung erlaubt“, sagt Frank van Meel, Chef der BMW M GmbH, mit Blick auf den riesigen Heckspoiler, die weit ausgestellten Kotflügel, den dröhnend lauten Titanauspuff und vor allem den rasiermesserscharfen Frontsplitter, mit dem man wahrscheinlich daheim auch den Rasen mähen könnte.
Das coolste Extra des M4 GTS ist allerdings eine Neuerung, die sich unauffällig unter der Haube versteckt: Als erster Hersteller der Neuzeit bringen die Bayern die Wassereinspritzung in Serie und machen die Konkurrenz damit buchstäblich nass.
Einem feinen Wassernebel, der in den Abgasstrom gespritzt wird und die Ladeluft herunterkühlt, ist es zu verdanken, dass die Leistung des drei Liter großen Sechszylinders von ohnehin schon ordentlichen 431 auf imposante 500 PS und das maximale Drehmoment um 50 auf 600 Nm klettert.
Brutal schnell und brüllend laut
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Das wirkt: Der Motor atmet entsprechend freier durch, und der M4 sprintet noch schneller los: Von 0 auf Tempo 100 beschleunigt das Power-Coupé jetzt in 3,8 Sekunden, eingebremst wird es erst bei 305 km/h – und das ganz ohne das M Drivers Package, das man bei den anderen M-Modellen mitbestellen muss.
Obwohl die Leistung deutlich steigt, geht durch den feinen Wassernebel sogar die thermische Belastung des Motors zurück. Wer immer brav den Fünf-Liter-Tank im Kofferraum nachfüllt, hat deshalb nicht nur mehr, sondern auch noch länger Spaß mit seinem M4.
Dabei überrascht der brachiale BMW mit einer ungeahnten Gutmütigkeit: Ja, er sieht bitterböse aus. Er ist brutal schnell, bretthart und brüllend laut.
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Doch während andere Fahrzeuge dieses Kalibers kantig und eckig beim Fahrverhalten werden und sich nur noch von kundiger Hand auf Linie halten lassen, fährt der M4 GTS bis weit in den Grenzbereich rund und harmonisch; er wird nur ein kleines bisschen leicht im Heck und tänzelt etwas mit seiner knackigen Kehrseite, bevor er sich wie von selbst wieder gerade stellt und mit irrwitzigem Tempo aus der Kurve zieht.
In diesem Wagen ist man ständig atemlos. Erst recht, wenn man mit ihm – festgeschnallt in engen Sitzschalen aus Carbon – weit jenseits der Verkehrsregeln über eine Rennstrecke rast. Es bleibt einem am Steuer des GTS jedoch nie die Luft weg vor Schreck, selbst wenn man mitten in der Kurve mal den Fuß lupft und korrigierend ins Lenkrad greift.
Während M5 und M6 mittlerweile zu potenten Designerspielzeugen mutiert sind und der konventionelle M4 nicht viel mehr ist als ein 4er unter Dopingverdacht, macht der M4 GTS die anderen nass – und das nicht nur wegen der Wassereinspritzung.
Rücksitze? Braucht man nicht!
Sondern auch, weil die Bayern innen so ziemlich alles weggelassen haben, was einen vom Fahren ablenkt und nur unnötiges Gewicht kostet: Raus mit der Rückbank, zum Teufel mit den Türgriffen, und weg mit dem dicken Isolierglas.
In diesem Auto mag ohnehin keiner hinten sitzen, also kann man die Türen auch mit zwei Schlaufen öffnen.
Das konsequente Weglassen senkt nicht nur das Gewicht auf rekordverdächtige 1510 Kilo, es steigert auch das Erlebnis, weil der M4 GTS so noch intensiver, noch erfrischender wirkt. Kaum fällt man in die engen Carbonschalen und spürt den Zug der Hosenträgergurte, bekommt man eine Gänsehaut.
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Sobald der Motor sein wütendes Brüllen, Röhren und Rotzen durch den vierflutigen Titanauspuff jagt, kribbelt das Trommelfell. Und wenn sich mit dem ersten Gasstoß die Doppelkupplung schließt, zuckt es sofort im rechten Fuß. So und nicht anders muss sich ein Sportwagen anfühlen.
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Natürlich liegt der M4 GTS über meinen Verhältnissen. Trotzdem hätte ich gerne einen gehabt – und sei es nur, um ihn nach ein paar Wochen gewinnbringend wieder zu verkaufen. Doch diese Chance ist vertan.
Mich mit einem M2 darüber hinwegzutrösten, der fast genauso viel Spaß macht und nicht einmal die Hälfte kostet, ist allerdings auch keine gute Idee. Denn die Reaktion des BMW-Verkäufers dürfte bei diesem Modell ganz ähnlich ausfallen.
Der kleine Bruder des M4 ist zwar nicht limitiert, dafür aber schon bis weit ins nächste Jahr ausverkauft.